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JENNIFER SULZBACHER
Rauchfangkehrerin
Mit 17 Jahren wurde ich schwanger, mein damaliger Freund verließ mich, als er von der Schwangerschaft erfuhr. Zu dieser Zeit war ich noch mitten in der Ausbildung zur Rauchfangkehrerin. Als mein Sohn zur Welt kam, ging ich kurzzeitig in Frühkarenz und habe danach meine Lehre abgeschlossen. Ohne die Hilfe und Unterstützung durch meine Mutter, Bekannte und Freunde wäre dies allerdings nicht möglich gewesen.
Aber auch die Lehrzeit als Frau in einem Männerberuf war leider nicht einfach. Einer meiner damaligen Vorgesetzten diskriminierte mich, weil ich eine Frau war und ließ mich kaum etwas angreifen. Auch wenn ich z.B. Pflegeurlaub brauchte, ließen es mich Mitarbeiter und Vorgesetzte wochenlang spüren, indem ich Arbeiten verrichten musste, die nicht meinem eigentlichen Aufgabengebiet entsprachen. Das Betriebsklima war sehr kalt, weil nur das Notwendigste über die Arbeit gesprochen wurde. Obwohl es nicht zu meinen Stärken zählt, werde ich immer wieder zu Büroarbeiten eingeteilt. Ein langjähriger, männlicher Kollege von mir hat diese Arbeiten bis dato noch nie verrichten müssen.
Trotz der Hilfe meiner Familie und Freunde, musste ich meinen Sohn bereits mit 1 ½ Jahren in die Kindergrippe geben, da es sonst für mein Umfeld nicht möglich gewesen wäre, die gesamte Betreuung zu übernehmen. Ab der Kindergartenzeit verlief das Management zwischen Beruf und Muttersein recht gut, da es bereits ab 6:30 Uhr möglich war, meinen Sohn in die Betreuung zu bringen.
fühle ich mich oft zerrissen zwischen Arbeitswelt, Muttersein und Frausein.
Auch Corona stellt eine weitere große Hürde dar. Bei einem Corona Fall in meiner Familie war ein Sonderpflegeurlaub nicht möglich, da ja eine teilweise Betreuung (durch die Schule) gegeben war. Die teilweise Betreuung deckte allerdings nicht meine gesamte Arbeitszeit ab, somit musste ich einen Pflegeurlaub und normalen Urlaub konsumieren.
Ich würde mir als alleinerziehende Mutter mehr Verständnis und Unterstützung von Seiten des Arbeitgebers bzw. von der Regierung wünschen, z.B. durch flexiblere Arbeitszeiten und die Möglichkeit auf etwas mehr Pflegeurlaub, da 1 Woche wirklich sehr knapp bemessen ist, insbesondere in Zeiten einer Pandemie. Eine Kinderbetreuung am Arbeitsplatz und auch bereits in der Berufsschule wäre eine große Hilfe. Das würde ich mir wünschen in einer neuen Wirklichkeit.
Jennifer Sulzbacher, 25 Jahre, Rauchfangkehrerin, wohnhaft in Bruck/Mur